Johannes Anders
Musik - Journalist

MAJA CHRISTINA

Von Johannes Anders

maja ChristinaMaja Christina (* 1974, Zürich) absolvierte an der Jazzschule Basel ein Studium für Jazzgesang und Gesangspädagogik (Ann Malcolm). Weitere Studien u.a. bei Sandy Patton und Marianne Racine. Inspirationen erhielt sie in Workshops bei Dianne Reeves, Diana Krall, Bobby Mc Ferrin, Maria Joao und Darmon Meader (New York Voices). Sie tourte in den letzten Jahren mit verschiedenen Bands im In- und Ausland; so z.B. mit der Sound of Swing Bigband, mit der sie schon am Jazzfestival Montreux viel Beifall auslöste, mit Bartrek (CDs caravan to pompeji, a little bit of something, Fernsehauftritt auf SF1) und Daddy long legs. Als Gastsängerin ist sie u.a. auf der Dankner Produktion “Sound of Peace” zu hören. Maja Christina tourt auch mit eigenem Jazzquartett, mit dem sie schon als Opening Act von Clark Terry Erfolg hatte und ist als Gesangslehrerin, Komponistin und Arrangeurin tätig. Ihre Debüt-CD Romance auf dem Label Brambus stiess bei der nationalen und internationalen Fachpresse auf grosse Beachtung (vgl.auch J'N'M, Nr.1-2 / 2004). Maja Christina lebt in Binningen bei Basel. ( www.majachristina.ch ).


JOE WILLIAMS

EVERY DAY I HAVE THE BLUES ("Every Day I Have The Blues", rec. 50er Jahre, J. Williams, voc, Count Basie & His Orchestra. Roulette-45EP).

MC: Lacht …, die Stimme kenne ich, allerdings aus anderem Kontext, ohne Bigband. Was mir besonders gefallen hat, sind das Blues Phrasing und die vielen tollen Licks, die er in diesen doch recht heftigen Bigband-Sound eingebaut hat. Ansonsten gehören Bigbands nicht gerade zu meinen Vorlieben.


ANITA O'DAY:

THEM THERE EYES ("Anita Sings The Most", rec. 1957, A. O'Day, voc, Oscar Peterson, p, Ray Brown, b, Herb Ellis, g, Milt Holland, dr. Verve-LP).

MC: Anita O'Day mit Them There Eyes – ich mag sie sehr, ihre unbeschreibliche Stimme, ihre ausgefallene Art, zu Scatten, das Rhythmus-Feeling, ihre unterschwellige Ironie mit dem leicht Lasziven – begleitet von einer unglaublich guten Band …


HELEN MERRILL:

WHAT'S NEW ("What's New", rec. 1954, H. Merrill, voc, Clifford Brown, tp, Jimmy Jones, p, Danny  Banks, fl, Barry Galbraith, g, Oscar Pettiford, b, cello, Bobby Donaldson, dr. Mercury/Emarcy-45EP).

MC: Wunderschön, gefällt mir sehr, hat einen ganz speziellen Stimmklang, ganz hinten positioniert, wie eine Art Dunstschleier, und trotzdem mit einer klaren Diktion und dazu sehr gefühlvoll, bei mir erstmals Hühnerhaut erzeugend …


NANCY WILSON: 

HAPPY TALK ("Nancy Wilson / Cannonball Adderley", rec. 1961, N. Wilson, voc, C. Adderley, as, Nat Adderley, co, Joe Zawinul, p, Sam Jones, b, Louis Hayes, dr. EMI-Capitol-CD).

MC: Nancy Wilson mit Cannonball Adderley; besonders gefallen hat es mir da, wo sie etwas freier phrasiert hat, bluesy und etwas rhythmisch verschoben, ihr individueller, klarer, fast mädchenhafter Stimmklang - und die Einwürfe von Cannonball und überhaupt die groovige Band.


MONICA ZETTERLUND / BILL EVANS:

JAG VET EN DEJLIG ROSA ("Waltz for Debby", rec. 1964, M. Zetterlund, voc, B. Evans, p, Chuck Israels, b, Larry Bunker, dr. Philips-Polygram-CD).

MC: Eine schwedische Sängerin …, wahnsinning schwerfällig, fast sakral - und sehr unterkühlt, was mir nicht so gefällt und im übrigen eine ziemlich gewöhnliche Stimme.


CARMEN McRAE:

STRANGE MEADOWLARK ("The Dave Brubeck Quartet - Guest Star Carmen McRae: Tonight Only", rec. 1963/64, C. McRae, voc, D. Brubeck, p, Eugene Wright, b, Joe Morello,. dr, hier ohne P. Desmond. Philips-Fontana-LP). 

MC: Vermutlich Carmen McRae - eine tolle Stimme mit ganz verschiedenen Farbnuancen, die sie in kurzer Zeit einbauen kann, gefällt mir sehr, und bewundernswert, wie sie den Text mit  kleinen Lautunterschieden untermalt und süss das zurückhaltende Pianosolo …


CATHY BERBERIAN / LUCIANO BERIO:

A GIRL STOOD BEFORE HIM / SE SCRIVI UNA POESIA ("Epifanie – Coro", rec. 1974, C. Berberian, Mezzosopran, ORF-Symphonieorchester, Leif Segerstam. Orfeo/Universal-CD).

MC: Eine Free-Sängerin ? JA.: … nein, sie war eine der berühmtesten Vokalistinnen der Neuen Musik! MC: … eine wunderschöne Stimme, der Klang oben raus, klassisch schlank, gefällt mir sehr, unglaubliche Intonation, Intervallsprünge mit phänomenaler Perfektion, auch das Zusammenspiel mit der Geige …, das Orchester tönte für mich am Schluss, als würden alle ihre Instrumente stimmen … JA: … ist alles präzis notiert … MC: … aber sehr gewöhnungsbedürftig. 


ERNESTINE ANDERSON:

NEVER MAKE YOUR MOVE TOO SOON ("Never Make Your Move Too Soon", rec. 1980, E. Anderson, voc, Monty Alexander, p, Ray Brown, b, Frank Gant, dr. Concord-CD).

MC: Dieser Blues-Groove gefällt mir sehr, auch die bluesige Phrasierung, und die Band so richtig staedy, war sicher eine schwarze Sängerin …


FASCINATING RHYTHM:

1.)  DIANNE REEVES ("The Calling – Celebrating Sarah Vaughan", rec. 2000, D. Reeves, voc, orchestra conducted by Billy Childs and Patrick Gandy. Blue Note-CD).

2.)  DEE DEE BRIDGEWATER ("Keeping Tradition", rec. 1992, D. D. Bridgewater, voc, Thierry Eliez, p, Hein van der Geyn, b, André Ceccarelli, dr. Verve-CD).

3.)  SARAH VAUGHAN (Internationales Jazz Festival Bern 1987, Gala Night Kursaal, S. Vaughan, voc, George Gaffney, p, Andrew Simpkins, b, Harold Jones, dr. SR DRS3 Direktsendung).

MC: (Yeah !, lacht voll raus ) … ist super, sie hat soviel Humor, da kommt Freude auf! Also: die Letzte war Sarah Vaughan, die Vorherige Dee Dee Bridgewater und die Erste Dianne Reeves. Alle drei mit hervorragenden Arrangements und alle drei sind unglaublich auf ihre Art. Die Sarah hat eine wunderbar warme, volle Stimme, phänomenal ihr Phrasieren, genial, wie sie mit dem Rhythmus spielt, von Balladeskem zu Latin, Swing, zu Up Tempo wechseln kann, und alles mit einem gewissen Schalk – wunderbar, toll! Dee Dee Bridgewater hat eine etwas kühlere Note, das Scatten hat mich nicht so fasziniert, aber auch eine supertolle Band, etwas moderner, als bei Sarah, mit gutem Pianisten. Spannendes Arrangement auch bei Dianne Reeves, mehr Richtung R&B und Pop, was mir auch gefällt; allerdings steh ich auf Synthi nicht so, bei dem Sound hier passts allerdings gut. Auch sie hat eine grosse Stimme, Super Phrasing, je länger das Stück ging, desto aussergewöhnlicher, hat beides – jazzy und bluesy. Es gibt allerdings Aufnahmen, wo ihre Stimme noch besser zur Geltung kommt.


NORMA WINSTONE:

SOMEWHERE CALLED HOME ("Somewhere Calles Home", rec. 1986, N. Winstone, voc, John Taylor, p, Tony Coe, cl, ts. ECM-CD).

MC: Eine gefühlvolle Stimme, mit viel Kopfklang, weich, schön zu hören, dennoch berührt sie mich nicht; ich mag anstatt der Coolness lieber eine warme Stimme, aber schönes, transparentes Arrangement mit wenig Instrumenten …


SHIRLEY HORN:

YOU WON'T FORGET ME ("You Won't Forget Me", rec. 1991, S. Horn, voc, p, Miles Davis, tp, Charles Ables, b, Steve Williams, dr. Verve-CD).

MC: Wenn das der Miles war, dann ist es Shirley Horn, auch am Klavier. Schön, sehr schön auch die Trompete; sie hat eine dunkle Stimme, die immer so tönt, als habe sie ein gebrochenes Herz, schwermütig…, gibt sich auch keine Mühe, etwas schön zu phrasieren, singt einfach geradeheraus wie direkt aus dem Herzen, trocken, ungekünstelt. Hier etwas aufdringlich der durchgehend gleiche Schlagzeug-Groove.


DIANA KRALL:

SUNSHINE EXPRESS ("Vince Benedetti Meets Diana Krall", rec. 1990, D. Krall, voc, p, V. Benedetti, tb, dx-7 synth., Martien Oster, voc, g, Christoph Spenger, b, Alberto Canonico, dr. TCB-CD).

MC: Diana Krall mit Vince Benedetti! Ein schöner Latin, eigentlich recht ungewöhnlich für sie und auch höher im Range als heute; normalerweise singt sie ja viel tiefer, was mir besser gefällt.


MARTHA ARGERICH / CLAUDIO ABBADO:

PIANO CONCERTO NO. 2, 3. SATZ, RONDO. ALLEGRO ("Beethoven – Piano Concertos Nos. 2 & 3", rec. 2000, M. Argerich, p, Mahler Chamber Orchestra, Claudio Abbado. Deutsche Grammophon-CD).

MC: Ich weiss weder wer da spielt noch von wem das ist, aber ein wunderbar schön beschwingtes klassisches Stück mit beachtlicher Klavierleistung, gespielt mit Brillanz, Witz und faszinierenden Läufen, die sich zu jagen scheinen …, wirklich eindrücklich; und das Orchester, das immer wieder mit voller Wucht das Thema bringt … 


FAIRUZ:

AMMAN ("The Legendary Fairuz - Lebanon", P 1997, Fairuz, voc, Orchestra Rabhani. EMI-Arabia-CD).

MC: Interessant zu hören, gefühlsmässig berührt mich das aber nicht, eher intellektuell, und es gibt einem eine Stimmung nach Orient und Bauchtanz usw. Aber zum Machen würde ich wohl keinen Zugang finden. JA: Fairuz, geboren 1934, gehört nach dem Tod der ägyptischen Gesangsikone Oumm Koulssoum zu den bekanntesten und beliebtesten Sängerinnen des nahöstlichen arabischen Raums. 


PATRICIA BARBER:

COMPANY ("Modern Cool", rec. 1998, P. Barber, voc, p, lyrics, Dave Douglas, tp, u.a. Blue Note-CD).

MC: Für mich irgendwie eine unfassbare Stimme, die ich nicht einordnen kann, die eigentlich mehr erzählt als dass sie singt, engagiert, sehr speziell, eine Art Protestsängerin … Sehr gefallen hat mir der trockene Groove und auch hier wieder der Trompeter – ein witzige Performance.


ANNA MARIA JOPEK:

SZEPTY I IZY (Barefoot", rec. 1999, A. M. Jopek, voc, Tomasz Stanko, tp, & Group. EmArcy-CD).

MC: Eine Art popige Weltmusik – in welcher Sprache singt sie? JA: in polnisch. MC: Tja, eigentlich noch eine sehr schöne Stimme, engagiert, aber auf eine Art doch distanziert, cool, es sagt mir nicht viel, nimmt mich nicht rein. Aber ein schönes Lied und auch mit diesem Beat …


NORAH JONES:

THINGS YOU DON'T HAVE TO DO ("New York City – The Peter Malick Group Featuring Norah Jones", rec. 2000, Norah Jones, voc. Koch Records/Universal-CD).

MC: (Lacht) … ein Duett mit Norah Jones, gefällt mir eigentlich recht gut; ihre Stimme ist ja unverkennbar, auch wenn sie hier mal etwas mehr Gas gibt als sonst … Was mich an ihr besonders fasziniert, ist ihr ganz eigenwilliger Mix, den sie aus verschiedenen Stilen geschaffen hat, aus Jazz, Country, Pop …


ETTA JAMES:

I GOT IT BAD THAT AIN'T GOOD ("Heart Of Woman", rec. 1999, E. James, voc, Dave Matthews, p. BMG-CD).

MC: Etta James, sie hat eine unglaublich seelenvolle Stimme – Hühnerhaut total!; auch in dieser ungewöhnlichen Duo-Besetzung hat sie soviel Power … 


CLAUDE NOUGARO (1929-2004:

HERBIE HANCOCK ("La Note Bleue", rec. 2004, Claude Nougaro, voc, & Band. Blue Note-CD).

MC: Das ist Cantaloupe Island, eine grossartige Komposition, sehr gutes Pianosolo mit schönen Lines, aber die Stimme überzeugt mich gar nicht, und zusammen mit der Begleitung wirkt das sehr statisch … JA: Es ist wie mit allen Musikbeispielen bei ANDERS HÖREN, es ist jeweils nur ein Titel und eigentlich müsste man jeweils die ganze Platte hören.


NATASCHA ATLAS:

MISH FADILAK ("Ayeshteni", rec. 2001, N. Atlas, voc, & Ensemble. Mantra-CD).

MC: Oriental Pop könnte man dem sagen, tolle moderne Stimme, die mir gefällt, tönt eigentlich ähnlich wie eine von uns, einfach mit anderen Klangspektren und Lines, sehr keck gesungen und auch modern produziert. JA: Sie war ja kürzlich z.B. in Basel und erntete begeisterte Kritiken und die vorliegend CD gilt nach wie vor als ihre beste. 


KURT ELLING:

HURRICANE ("Close Your Eyes", rec. 1994, K. Elling, voc, & Group. Blue Note-CD).

MC: War das Kurt Elling? Grossartige Scat Vocals, super gebracht, er verwendet auch tolle Silben, nicht so die gewöhnlichen … Tolle Band, Supersolisten und grossartige Soli. Und erstaunlich sein grosses Range – cool !


PABLO MILANES:

KONZERTAUSSCHNITT (Festival "Musik der Welt in Basel 1997", Pablo Milanes, voc, P. Milanes e su grupo. DRS2-Direktsendung vom Münsterplatz Basel).

MC: Sehr gefühlvoll, tolle Stimmung und wie das Publikum mitgeht und mitsingt … Wunderbar, wenn einem als Künstler so eine Begeisterung entgegenschlägt. JA: Hier scheinen auch alle Kubaner der Schweiz versammelt gewesen zu sein.

 

Maja, ganz herzliche Dank fürs Kommen und Mitmachen.




© JAZZ 'N' MORE Nr.1/2005
 Foto: PD



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