Johannes Anders
Musik - Journalist

Buch The Manhattan projectTHE MANHATTAN PROJECT

Featuring Wayne Shorter, Michel Petrucciani, Stanley Clarke, Lenny White, Special Guests Rachel Ferrell, Gil Goldstein & Pete Levin

(DVD-Video-Format PAL, Format 5, Dolby Digital Stereo 2.0, Screen Format 4:3,

Laufzeit 58 Min., inkl. Künstlerbiographien. Blue Note 7243 5 44301 9 0 / EMI.)

 

 

Modern- oder New-Jazz-Puristen werden an der Musik dieses Projekts, dass von Lenny White initiiert und am 16. Dezember 1989 in den New Yorker Chelsea Studios vor Publikum produziert wurde, nicht so viel Freude haben. Ihnen dürfte vieles zu gradlinig, zu routiniert, vielleicht auch allzu Powerjazz-artig ablaufen, nicht zuletzt durch die zuweilen bombastischen Sounds der Synthi-Spieler Goldstein und Levin. Auch spielt Wayne Shorter hier nicht so introvertiert und gleichzeitig expressiv, wie wir es heute von ihm kennen. Solche Einschätzungen und Meinungen entspringen jedoch meistens bestimmten Erwartungshaltungen und Vorurteilen. Natürlich ist Lenny White kein Elvin Jones, kein Roy Haynes oder Jack DeJohnette. Steigt man jedoch ganz unvoreingenommen in diese im übrigen hervorragend produzierte und aufgezeichnete Sessionproduktion ein, wird man mitgerissen und ist fasziniert. Das war schon bei der Anfang der neunziger Jahre unter dem gleichen Titel erschienenen Blue Note-CD so. Begeisternd wie immer der wunderbare Tastenkünstler Michel Petrucciani und Wayner Shorter beeindruckt ebenfalls. Und auch die gespielten Titel wie etwa Mingus' "Goodbye Pork Pie Hat", "Summertime" oder Shorters "Virgo Rising" und besonders "Nefertiti" sind hervorragende Startrampen. Schade, dass die zwei schönen Titel "Stella by Starlight" und Petruccianis "Michel's Waltz" nicht auf der DVD sind. Dafür hat es hier ein nicht auf der CD enthaltenes "Autumn Leaves" mit dem Aufnahmebüt der virtuos und expressiv, ja mitreissend exzentrisch agierenden Vokalistin Rachel Ferrell, wie ich das nie zuvor, auch von keiner anderen Sängerin, so gehört habe. ja  

 

 

© JAZZ' N' MORE - Nr. 3/2005



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