Johannes Anders
Musik - Journalist

Johannes' Berichte, Texte


ADC-Sonderpreis für Jazz Festival Willisau
Jazz-Pionier Niklaus Troxler wurde in Zürich geehrt

Der Sonderpreis des ART DIRECTORS CLUB SCHWEIZ (ADC*), der exklusiven Vereinigung kreativer Werbefachleute der Schweiz - Motto: “Wir haben uns zum Ziel gesetzt, die Qualität der Werbung zu verbessern“ - wurde am 18. Mai 2000 anlässlich der feierlichen Vernissage des ADC-Jahrbuchs 2000 dem Jazz Festival Willisau verliehen. Die Laudatio hielt Johannes Anders.

Sehr geehrte Damen und Herren

Bevor ich mich an die Aufgabe heranmachte, den diesjährigen Sonderpreisträger kurz und knapp zu würdigen, habe ich zuerst einmal versucht, mir einen Überblick über sein Schaffen zu machen. Und da kam gleich der erste Schock, (was ich natürlich nicht negativ meine, im Gegenteil !): Ich erhielt Einblick in ein umfangreiches Dossier mit der Auflistung von nationalen und internationalen Plakat-, Grafik-, Poster- und Kultur- Auszeichnungen, ersten Preisen bei unzähligen Wettbewerben, der Teilnahme bei einer Vielzahl von Bienalen und Ausstellungen, einer langen Liste von Publikationen in Büchern, Magazinen, Fachblättern und Jahrbüchern, der Präsenz in den Sammlungen berühmter Museen wie dem MUSEUM OF MODERN ART in New York. Und nicht zuletzt erhielt unser Sonderpreisträger 22 Mal die Auszeichnung Schweizer Plakat des Jahres.

Und dann stiess ich auf das, was mich nach der Lektüre dieser unglaublich umfangreichen und beeindruckenden Zusammenstellung in Bezug auf meine heutige Aufgabe etwas tröstete: Auf die Preise, die speziell vom Art Directors Club Schweiz für seine grafischen Arbeiten ausgerichtet wurden. Hier war zu lesen, dass Troxler in den Jahren 1977 bis 1999 von Ihnen mit nicht weniger als 26 mal BRONCE, 17 mal SILBER und 2 mal GOLD  ausgezeichnet wurde. -  Grandios!!! Der phänomenale Grafiker, Plakatkünstler, Zeichner, Designer und Layouter Niklaus Troxler - seit 1998 zu allem dazu noch Professor für Kommunikationsdesign und Illustration an der staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart -, ist Ihnen also seit langem ein Begriff, was mir meine Aufgabe enorm erleichtert. Wichtig ist mir aber in diesem Zusammenhang, Ihnen seine neueste Publikation, das faszinierende Plakatbuch „Jazz Blvd“ aus dem Badener Lars-Müller-Verlag wärmstens ans Herz zu legen, eine Art Superjahrzehnte-Jahrbuch von hoher Qualität, ein visuelles Vergnügen der Farben und Formen! Übrigens: der gebürtige Willisauer und Ehrenbürger von Willisau-Stadt hat inzwischen eine ebenfalls prominente Ehrenbürger-Kollegin bekommen: Bundesrätin Ruth Metzler.

Graphik und Jazz verzahnt
Was aber wäre die Plakatkunst Troxlers ohne den Jazz,  -  womit wir beim Thema des heutigen Sonderpreises sind, den der Geehrte nicht für seine Grafik, sondern für einmal für sein ebenso so langes wie intensives Engagement für den Jazz erhält, -  speziell für sein Jazzfestival, das übrigens weltweit nicht minder renommiert ist wie sein grafisches Werk Es wird dieses Jahr zum 26. Mal stattfinden. Jazzfestivals gibt es inzwischen europaweit wie Sand am Meer. Damals war das noch nicht so. Das Besondere am Willisauer Festival und bei den Konzerten das Jahr hindurch war aber nicht nur, dass die Avantgarde einen hohen Stellenwert hatte, sondern auch der zeitgenössische Modern Jazz und Mainstream zum Zuge kommen konnten und die berühmtesten Stars des aktuellen Jazz auftraten – Keith Jarrett zum Beispiel war in verschiedenen Besetzungen gleich dreimal in Willisau, zum ersten Mal am 30. März 1973 mit einem 58-minutigen Solorezital im Willisauer „Mohren“ (das glücklicherweise von Knox mitgeschnitten wurde und sich nun im der Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern übergebenen Archiv befindet – Ergänzung J.A. Sept.2011).

Das Spezielle, Einzigartige war vor allem, dass das Publikum so viel Vertrauen in die Programmation hatte, dass es auch in Scharen nach Willisau strömte, wenn Knox, wie er liebevoll genannt wird, völlig unbekannte Musiker und Gruppen präsentierte. -   Inzwischen gibt es wie gesagt nicht nur jede Menge Festivals, auch in der Schweiz, sondern an den verschiedensten Orten auch eine Vielzahl von interessanten Konzerten. Man muss also nicht mehr, wie früher, unbedingt nach Willisau pilgern, um guten Jazz hören zu können. Klar deshalb, dass diese veränderten Bedingungen das Festival gefährden können. Wenn dann noch, wie letztes Jahr, der Hauptsponsor abspringt, ohne den ein derartiger Anlass trotz grossem Engagement des Organisators nicht lebensfähig ist, werden die Probleme noch grösser, auch wenn sich die Programmgestaltung weiterhin von üblichen derartigen Anlässen markant unterscheidet und die   spezielle Festivalatmosphäre nach wie vor sehr geschätzt wird. Es mussten kürzlich also nicht nur neue Sponsoren gesucht und gefunden werden; gefragt sind ganz generell auch neue Programmkonzepte und ein neues Zielpublikum. Troxler, dem das alles natürlich bewusst ist, ist glücklicherweise nicht kleinzukriegen: Er bleibt dran und stellt sich all diesen Herausforderungen. Nach dem Rückzug des bisherigen Hauptsponsors, der UBS, konnte er mit dem Unternehmen EPA und der Volkart-Stiftung neue kulturelle Helfer finden. Kürzlich wurde übrigens von Freunden unter dem Namen „Jazz Clan Willisau“ ein „Verein zur Förderung von Jazz in Willisau“ gegründet, dem jedermann und jedefrau beitreten können, (denen das Festival mehr wert ist, als der übliche Jahresbeitrag eines x-beliebigen Vereins). Und dass das Festival jetzt auch noch den Sonderpreis 2000 des Art Directors Club Schweiz erhält, bedeutet einen weiteren Zuspruch für den nach wie vor einzigartigen Anlass. Für diesen Entscheid möchte ich dem ADC gratulieren und mich als treuer Festivalbesucher und jahrzehntelanger Willisau-Fan auch persönlich ganz herzlich bei Ihnen bedanken ! Vor allem aber gratuliere ich Niklaus Troxler zu diesem Sonderpreis.
Johannes Anders

P.S.: Diese Laudatio wurde als Dokument anlässlich der feierlichen Übergabe der Privatsammlung von Niklaus Troxler an die Hochschule Luzern, die am 23. September 2011 in der Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern stattfand, neben anderen Texten auf der Website der Hochschule placiert: http://www.hslu.ch/m-troxler-archiv

ADC-Karte

.